Gruppendynamik

Gruppe als selbststeuerndes System bildet eigene Regeln und Strukturen aus. Gruppendynamische Prozessanalyse befaßt sich mit Verhaltensmanifestationen im Hier und Jetzt einer je gegebenen Gruppensituation und reflektiert u.a. folgende Fragen: Welche Beziehungsmuster und Konstellationen ergeben sich im Sinne von Koalitionen, Polarisierungen, Untergruppen? Wie wird in der Gruppe mit Autorität, Einfluß, Macht, Konkurrenz, Konflikten und Abhängigkeit umgegangen? Gibt es Vertrauensbeziehungen, wird Nähe und Intimität zugelassen oder herrschen eher Mißtrauen und Kooperationsunwilligkeit? Wie wird mit der Geschlechterfrage umgegangen? Nach welchen Kriterien entscheidet die Gruppe über Zugehörigkeit? Welche Rollen, die die Gruppe bereit hält, werden von wem übernommen? Welche Funktionsangebote existieren in der Gruppe und werden besetzt oder nicht wahrgenommen? Welche Normen und Standards entwickelt die Gruppe? Wie stark ist der Konformitätsdruck? Was ist die spezifische Gruppenkultur?

Der wechselseitige Austausch der Gruppenmitglieder über die Gruppe und sich selbst im Sinne einer Metakommunikation ermöglicht das Erkennen von Interaktionen und Strukturen und macht Veränderungen für die Gruppe als Ganzes wie für den Einzelnen möglich. Selbstbewußtsein von Gruppen und deren Selbstkonstitution gehen Hand in Hand, so daß man bei zunehmender Reflektionsfähigkeit, sprich:Gruppenreife, von einer "selbstbewußten Kollektivität" (Heintel) sprechen kann.

Der gruppendynamisch orientierte Blick ist hilfreich, wenn Gruppenprozesse - etwa in Teams - zum Lerngegenstand gemacht werden sollen. Dieser Blick ermöglicht es, u.a. herauszuarbeiten, wie Entscheidungen in Teams getroffen und umgesetzt werden, Konflikt produktiv genutzt, Spaltung aufgehoben, Integration von Außenseitern erleichtert werden kann. Die Eigenverantwortlichkeit der Teammitglieder kann gestärkt, ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung sensibilisiert und die Kompetenz zur Steuerung von Gruppenprozessen entwickelt werden (s. Supervision).

Gruppendynamische Seminare sind für all jene geeignet, die selber mit Gruppen und Teams arbeiten oder diese leiten. Im geschützten Rahmen eines solchen in der Regel fünftägigen Seminars wird Gelegenheit geboten, den komplexen Prozess der Gruppenbildung zu erleben und zu reflektieren und Kompetenz für das Steuern von Gruppen zu erwerben.